STADTRUNDGANG

 

 

 

Wir beginnen unseren Spaziergang auf dem Kirchenplatz.
Hier befindet sich die Pfarrkirche zum heiligen Augustinus und Bernhardin von Siena die im 15. Jahrhundert unter Ulrich von Eitzing erbaut wurde. Sie war bis zum Stadtbrand im Jahre 1783 mit der danebenliegenden Marienkirche („zu unserer lieben Frau") verbunden.
1495 führte Martin Freiherr von Eitzing in der damaligen Propstei die (niederländische) Bruderschaft der "Sieben Schmerzen Mariae" ein. Aus Holland brachte er ein Temperabild der Sieben Schmerzen nach Schrattenthal, das auf eine mit Gold überzogene Lindenholzplatte beidseitig mit dem gleichen Bild bemalt war. Es wurde zwischen den beiden Gotteshäusern aufgestellt und konnte von beiden Seiten verehrt werden,
In der Marienkirche selbst stand damals eine spätgotische Statue der Maria mit dem Kinde Jesus. Die "Schrattenthaler Muttergottes" befindet sich heute in der Kirche des Karmelitinnenklosters in Gmunden (OÖ).
Nach dem Brand von 1783 gab es umfangreiche Erneuerungen. Die Pfarrkirche erhielt eine einheitlich spätbarocke Innenausstattung. Das Andachtsbild der Sieben Schmerzen Mariens wurde in den Hochaltar integriert. Aus der Erbauungszeit erhalten sind der Chor mit Sessionsnische, Sakristei, die Orgelempore und der spätgotische Westturm. Im Jahr 1796 erhielt die Kirche eine Orgel aus der Werkstatt Josef Silberbauers.

 

In der Pfarrkirche Schrattenthal sind vier große Grabplatten, unter denen bis zum Ende des 19. Jahrhunderts einige bedeutende Mitglieder des Eitzingergeschlechts begraben lagen. Diese Grabsteine waren über der Gruft vor dem Hochaltar im Boden eingelassen und wurden 1879 an den Wänden der Kirche angebracht.
Seit der Außenrenovierung 1989 entspricht die Kirchenfassade wieder dem Erscheinungsbild der jeweiligen Bauzeit von 1450 bzw. 1784.

 

 

Grundmauer und Gruft der Kirche Unser Lieben Frau wurden am 24. 11. 1986 "wiederentdeckt." Die Fundamente der Marienkirche wurden 1987 im Zug eines Dorferneuerungsprojekts freigelegt. 2001 wurde aus den ergrabenen Architekturteilen im ehemaligen Kirchenraum ein Feldaltar errichtet.

 

 

Wir setzen den Spaziergang fort zur Mariensäule. 1680 ließ der damalige Besitzer der Herrschaft Schrattenthal, Putz Freiherr von Adlersthurm, an der Kreuzung Hauptstraße-Kirchengasse zur Danksagung für das Erlöschen der Pest diese sechs Meter hohe Säule errichten.


Rechts von der Mariensäule stehen noch Teile des alten "Retzer Tores" mit einem runden Torturm und den beiden barocken Brückenheiligen. Eine kleine Grünanlage ist nach dem bekannten Dichter Nikolaus Lenau benannt, der 1822 und 1824 den Sommer in Schrattenthal verbrachte.


Weiter außerhalb liegen der neue Pfarrhof (der alte befand sich am Burggelände) und der Friedhof von 1800 (der frühere Friedhof lag neben den Kirchen) mit der neugotischen Gruftkapelle der Grafen Attems und barocken Grabsteinen.

 

 

 

 

Auf dem Weg dorthin, kommen wir auch an einem wiederentdeckten Kilometerstein der alten Commerzstraße vorbei.

 

 

Wir schlendern den Straßenplatz von Schrattenthal entlang, vorbei an dem als erste Druckerei Niederösterreichs gekennzeichneten Gebäude, zum Gemeindeamt. Vor diesem steht seit dem Jahr 1960 der Pranger. Dieses Symbol alter Rechtssprechung ließ Freiherr Oswald von Eitzing 1542 im Renaissancestil errichten. Ursprünglich stand der Pranger, auf dessen Vorderseite unterhalb der Inschrift auch das Stadtwappen verewigt ist, neben dem Gutshof auf dem alten Marktplatz.

 

 

Dort, am Ende der Hauptstraße von Schrattenthal steht das Kriegerdenkmal aus dem Jahr 1923, das dem Gedächtnis der 10 Gefallenen des 1. Weltkrieges geweiht ist. Auf einer zusätzlich angebrachten Tafel wurden auch die Namen der Opfer des 2. Weltkrieges verewigt. Der historische Bierbrunnen daneben zeichnet sich durch eine seltene Bauweise mit großen Steinquadern aus. Sein ehemals hochwertiges Wasser diente der herrschaftlichen Brauerei.
Weiter gehen wir am barockem Meierhof vorbei über die Brücke des ehemaligen Wassergrabens, die Stadt und Burganlage miteinander verbindet.

 

 

Am Ende der Brücke steht das Gebäude des schon erwähnten ehemaligen Pfarrhofes, linker Hand steigt das Gelände bis zum Bergfried an, der von der ehemaligen Stadtmauer mit dem äußeren Burgtor umgeben ist. Der mächtige "Hungerturm" besitzt fünf Meter dicke Mauern, einen hochgelegenen Eingang und in seinem gewölbten Innenraum ein sagenumwobenes Burgverlies.
Zu den beachtenswerten Teilen der Anlage gehört auch der sogenannte Schafstall aus dem späten 15. Jahrhundert.

 

 

 

Dem Weg folgen wir (da es sich um den Privatbesitz der Eigentümer handelt, nur mit deren Einverständnis) weiter über die Schlossbrücke, unter den wachsamen Augen der Statuen des Heiligen Antonius von Padua und Johannes Nepomuk durchschreiten wir den Torturm und finden uns im Hof der ehemaligen Wasserburg, des jetzigen Schlosses Schrattenthal.
Hier sehen wir außer dem zweigeschossigen Schlossgebäude die dem heiligen Martin geweihte Schlosskirche. Sie wurde 1438 von Ulrich Eitzing als Wehrkapelle errichtet und in den Verteidigungsbereich integriert. Über den Fenstern wurde ein Wehrgang eingezogen, der durch Gußlöcher und Scharten für die Verteidigung verwendet werden konnte. Zusätzlich ist der Bau mit einem kleinen Wehrturm sowie einem Treppentürmchen versehen.
Gegenüber steht das „Mehltürml", welches ursprünglich als Wehrturm gebaut wurde.

 

 

Über eine Freitreppe gelangen wir in den Schlosspark, dessen Weg uns im Bogen zurück Richtung Stadt führt.
Wir spazieren weiter zum Stadttor, auch Eggenburger Tor genannt.
Nach dem Tor biegen wir links ab in den Stadtgraben.
Früher wurden die Gräben bei Gefahr mit Wasser gefüllt. Dies geschah durch Ablassen eines Teiches über den Obermarkersdorfer Bach, der daher auch Füllbach heißt.
Nach Auflassen der Befestigungsanlagen gruben die Schrattenthaler in den früheren Graben ihre Weinkeller, und bis heute ist der Stadtgraben nicht nur die Stätte der Kellerarbeit, sondern auch der Ort fröhlicher Feste geblieben.
Über die Grünanlage der ehemaligen "Schwemme" kommen wir zur Kirche als Ausgangspunkt zurück.

 

 

 

Einen schönen Blick auf Schrattenthal hat man vom Kalvarienberg aus, der etwas außerhalb, schon im Pillersdorfer Gebiet, liegt.